Laetitia Hahn-
Bonn.
Vor ein paar Wochen saß die zehnjährige Laetitia Hahn
im Bonner Klavierhaus Klavins am Flügel. Ein ganz normales Mädchen, so
schien es, mit kecker Ponyfrisur, einem eher unauffälligen weißen Kleid
mit großen Punkten. Bei Klavins hat man häufiger Gelegenheit, Kindern
bei ihren ersten Auftritten zuzuhören. Doch in Laetitias Fall war alles
ein wenig anders, was spätestens klar wurde, als sie die ersten Akkorde
aus Ludwig van Beethovens Sonate "Pathétique" in die Tasten wuchtete und
in dem der langsamen Einleitung folgenden Allegro souverän
davongaloppierte. Ganz erstaunlich, wie die Tiefe des Ausdrucks und die
Virtuosität ihres Spiels miteinander harmonieren. Man kann sich diesen
Auftritt auf Youtube im Internet anschauen.
Laetitia, die schon drei Klassen
übersprungen hat, ist hochbegabt - ein Wunderkind, wie man so sagt. Am
Sonntag kommt die in Düsseldorf geborene und heute in Velbert lebende
Jungpianistin wieder einmal nach Bonn. Im Rahmen der 19. Kachelsteiner
Kulturtage gibt sie um 17 Uhr ihr Debüt im Kammermusiksaal des
Beethoven-Hauses mit einem pianistisch anspruchsvollen Soloprogramm.
Neben der "Pathétique", die sie dann erneut spielen wird, hat sie Werke
aus allen Epochen von Johann Sebastian Bach über Felix Mendelssohn
Bartholdy und Franz Liszt bis hin zu Sergej Prokofjew vorbereitet.
Erstaunliches aus der Jugend
Wie
bei allen Wunderkindern gibt es auch aus der frühesten Jugend Laetitias
Erstaunliches zu berichten. So soll sie bereits als Zweijährige ihre
Eltern mit kleinen Kompositionen überrascht haben, die sie am Klavier,
einem Familienstück, vorspielte. Die Eltern haben selbst nichts mit
Musik zu tun, Mutter Annette ist studierte Philosophin, Vater Christian
Immobilienberater, was die Suche nach einem geeigneten Lehrer
erschwerte. Sie konnten schließlich nicht auf ein Netzwerk
zurückgreifen. Die erste Lehrerin traute Laetitia weniger zu, als sie
konnte. Dann aber lief alles glatt: Mit acht Jahren bestand sie die
Aufnahmeprüfung als Jungstudentin an der Düsseldorfer Musikhochschule.
Darüber hinaus fährt sie regelmäßig zu Heribert Koch nach Langerwehe.
"Laetitias Talent ist auch im internationalen Vergleich herausragend",
sagte er in der vergangenen Woche den Aachener Nachrichten.
Im
Dezember vergangenen Jahres war Laetitia mit ihrem vierjährigen Bruder
in Stefan Raabs "TV Total" zu Gast. Der kleine Philip, der am Klavier
auch schon bemerkenswerte Dinge vollbringt, plauderte ein bisschen aus
dem Nähkästchen. Wie lange er denn übe, wollte Raab wissen. "Ich eine
halbe Stunde und sie, bis sie es kann", erklärte er dem Moderator.
Tatsächlich sind es nach Auskunft ihrer Eltern gut drei Stunden, die
Laetitia täglich am Klavier verbringt. Natürlich hat sie schon etliche
Preise gewonnen, trat nicht nur bei Raab, sondern auch in Markus Lanz' Talkshow auf, spielte schon in bedeutenden Konzertsälen wie der Essener Philharmonie und dem Leipziger Gewandhaus.
Das
Wunderkind-Dasein ist zwar nicht Voraussetzung für eine Karriere im
klassischen Musikbetrieb, kann später hilfreich, aber auch lästig sein.
Es gibt auch unter Musikern viele, die es sehr kritisch sehen, wenn
hochbegabte Kinder professionell vermarktet werden. Die Pianistin
Mitsuko Uchida etwa argumentiert, man würde sich ja auch nicht von einem
zehnjährigen Anwalt vor Gericht vertreten lassen.
Für
Laetitia lassen die Eltern die Marketingmaschine eher vorsichtig
laufen. Einen Manager jedenfalls haben sie noch nicht eingeschaltet.
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